Über den Langsprint zum Triathlon

  08.01.2021    Kreis Hofgeismar Presse
Isa Roth lief mit der 4x400-Meter-Staffel der LG Reinhardswald einen Nordhessenrekord, der seit 28 Jahren hält

Hofgeismar/Bonn Je länger die Strecken, desto besser wurde sie. Dr. Isabel „Isa“ Roth holte ihren ersten Hessentitel für die TSG Hofgeismar als Hallenmeisterin 1988 im Langsprint über 300 Meter. Ihre größten Erfolge hatte sie aber 2007 im Trikot des SSF Bonn als Deutsche Meisterin der Altersklasse W35 im Mitteldistanztriathlon sowie mit Siegen im Ironman-Triathlon Austria 2004 und 2005. Der Ironman besteht aus einer 3,8 Kilometer langen Schwimmstrecke, 180 Kilometer Radfahren und einem Marathonlauf.

„Ich bin in der siebten Klasse mit einer Freundin zum Training mitgegangen“, erinnert sich Roth an ihre Anfänge in der Leichtathletik zurück. „Das Grundlagentraining habe ich bei Rudi Steinbrecher und Richard Ripper absolviert, der Übergang ins leistungsorientierte Training erfolgte dann bei Joachim Plinke“. Schnell kristallisierte sich für Roth heraus, dass ihr das Laufen mehr lag als der Mehrkampf und die technischen Disziplinen. „Ich habe mich zunehmend auf den Langsprint über 300 und 400 Meter mit und ohne Hürden sowie die 800 Meter konzentriert“. Roth war schon früh eine sehr trainingseifrige Athletin. „Ich habe etwa drei Mal pro Woche in der Gruppe mit Trainer und zusätzlich alleine drei Einheiten im Hofgeismarer Stadtwald absolviert. Hier standen Dauer- und Berganläufe auf dem Programm.“

1987 rückte Roth erstmals ins Rampenlicht. In 63,8 Sekunden stellte sie den nordhessischen Rekord über 400 Meter Hürden für die Altersklasse W15 auf. In der Landesspitze etablierte sie sich 1988 mit dem Sieg bei den Hessischen Hallenmeisterschaften in Stadtallendorf. Ausdauertalent und Wettkampfhärte zeigte sie als Bezirksmeisterin über 300 Meter und 300-Meter-Hürden in Immenhausen. Mit dieser anspruchsvollen Dublette hatte auch ihr sportliches Vorbild, Europameister Harald Schmid, oft beeindruckt. Bei den Hessischen B-Jugendmeisterschaften startete sie über 800 Meter und holte eine weitere Goldmedaille. Die Endlaufteilnahme bei den Deutschen B-Jugendmeisterschaften als Achte über 300 Meter war der krönende Saisonabschluss. Dennoch waren die 800 Meter Roths Lieblingsstrecke. „Da fiel meine Sprintschwäche am wenigsten ins Gewicht und mein Ausdauertalent kam am besten zur Geltung“. Ende der 80er und zu Beginn der 90er glänzte die LG Reinhardswald auch immer wieder mit starken Langstaffeln. 1990 gewann ein Team mit Roth, Sonja Graß, Dunja Denecke und Katja Kluge die Hessische Meisterschaft der U20 über 4x400 Meter.

Roths Rückblick auf die ersten Jahre als Leistungssportlerin fällt positiv aus. „Ich habe meine sportliche Jugend in bester Erinnerung. Wir waren in Hofgeismar im Stadion eine super Truppe. Ich bin ein absoluter Bewegungsmensch und mir hat Laufen immer viel Spaß gemacht. Gut war auch, dass ich über Kadermaßnahmen und Wettkämpfe oft aus Hofgeismar raus kam und ein bisschen über den Tellerrand blicken konnte. Meine Persönlichkeitsentwicklung hat der Sport sicher positiv unterstützt. Aber ich denke, dass es vorab schon eine spezielle Charakterstruktur braucht, um Leistungsport zu mögen.“

Roths größte Erfolge in der Leichtathletik kamen nach Aufnahme des Medizinstudiums 1991 in Göttingen. Das lag auch an der dortigen Trainingsgruppe, die Rudi Steinbrecher als „Außenstelle Göttingen der LGR“ bezeichnete. Durch zufällige Begegnungen am Uni Sportzentrum hatte sich um Sigrun Richter und Roth eine starke Mädchengruppe gebildet. „Wir haben drei Mal pro Woche zusammen trainiert. Da kam natürlich auch der Wunsch auf zusammen bei Wettkämpfen zu starten und so wechselten die externen Frauen zur LGR.“ 1992 holten Roth, Richter, Kluge und Katrin Huskamp die Hessische Meisterschaft der Frauen über 4x400 Meter und stellten in 3:57,93 Minuten den aktuell gültigen Nordhessenrekord auf. 1993 gewann Roth auch im Einzel den Hessischen Hallenmeistertitel der Frauen über 400 Meter. In den folgenden Jahren verschob sich trotz des zeitaufwändigen Studiums der Fokus auf längere Distanzen. Während andere Athleten Mitte, Ende 20 mit dem Einstieg ins Berufsleben kürzer treten, wurde Roth immer ambitionierter und entdeckte den Triathlon für sich. Sie startete an ihrem neuen Wohnort Bonn für die Bundesligamannschaft des SSF Bonn. War in der Leichtathletik 10x400 Meter in 68 Sekunden mit zwei Minuten Pause eine Einheit, die sie noch ziemlich geplättet hatte, ging es im Triathlontraining ganz anders zur Sache. „Da bin ich im Trainingslager schon mal 40 Stunden in der Woche schwimmend, laufend und radelnd unterwegs gewesen.“ 190 Kilometer auf dem Rad mit einem anschließenden Tempodauerlauf über 20 Kilometer ist eine besonders anspruchsvolle Einheit, die ihr im Gedächtnis geblieben ist. Roths Erfolgsliste umfasst Siege in der Altersklasse W30 beim Ironman Austria 2004 und 2005, den Westdeutschen Meistertitel der Frauenklasse auf der Mitteldistanz und den Deutschen Meistertitel auf der Mitteldistanz in der Altersklasse W35 2007. „Ich war bis 2014 als Wettkampfsportlerin aktiv. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich dann etwas kürzer treten und bin jetzt nur noch Fitnesssportlerin“. Kürzer treten bedeutet bei Roth aber immer noch ein bis zwei Stunden Sport am Tag, neben Laufen, Schwimmen und Radfahren auch Yoga.

 

Zur Person: Dr. Isabel Roth (48) wurde in Kassel geboren und ist in Hofgeismar aufgewachsen. Nach dem Abitur an der Albert-Schweitzer-Schule Hofgeismar studierte sie Medizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Seit 1998 wohnt sie in Bonn und ist als Fachärztin für Allgemeinmedizin tätig. Roth ist verheiratet und seit 2009 Mutter einer Tochter. (zah)

 

Ewige Bestenliste HLV-Kreis Hofgeismar
(s. auch https://hofgeismar.hlv.de/fileadmin/kreise/hofgeismar/Extras/Rekordlisten/EwigeBestenliste.pdf)

800 Meter

2:11,30 Minuten Lena Menzel (W17, 6. Juni 2008)
2:15,9 Minuten Isa Roth (Frauen, 12. August 1995)
2:18,57 Minuten Katrin Huskamp (Frauen, 11. Juni 1994)
2:18,60 Minuten Nadja Strege (W14, 26. Juni 2010)
2:19,8 Sigrun Richter (Frauen, 25. August 1991)
2:21,34 Vanessa Grimm (W19, 12. Juni 2016)
2:22,56 Swee Löcken (W19, 24. April 1994)
2:22,56 Zoe Marie Dolstra (W15, 18. Juni 2017)
2:22,67 Elisabeth Sernetz (Frauen, 26. Juni 1994)
2:23,3 Anita Gertenbach (W15, 7. Juli 1973)

 

4x400-Meter-Staffel

3:57,93 Minuten Sigrun Richter, Isa Roth, Katrin Huskamp, Katja Kluge (Frauen, 2. August 1992)
3:58,61 Minuten Janine Mackewitz, Nora Lehnebach, Alena Herrmann, Lena Menzel (U18, 5. Juli 2008)
3:58,83 Minuten Sonja Graß, Huskamp, Richter, Yvonne Zuschlag (Frauen, 16. Mai 1993)
3:58,92 Minuten Lehnebach, Julia Woitkowiak, Mackewitz, Menzel (U20, 16. Mai 2010)
4:00,30 Richter, Kluge, Huskamp, Graß (Frauen, 15. Mai 1994)
4:00,56 Kristin Sattler, Zuschlag, Sonja Desel, Swee Löcken (U20, 15. Mai 1994)
4:01,04 Graß, Dunja Denecke, Kluge, Roth (U20, 13. Mai 1990)
4:04,77 Petra Block, Desel, Susann Jäger, Heike Pfennig (U20, 1. Juli 1995)
4:09,94 Graß, Kluge, Birte Höcker, Löcken (Frauen, 13. Mai 1995)
4:19,6 Sattler, Daniela Luca, Pfennig, Anne-Katrin Wölfl (U20, 8. Mai 1996)

 

 

 

erstellt von Alexander Humme