Gesa-Felicitas Krause lässt über 1500 Meter nichts anbrennen - DM-Bronze für Maryse Luzolo - gelungenes Comeback für Julia Gerter im Weitsprung und Nele Weßel über die 800 Meter

  22.02.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Am zweiten Tag der Hallen-DM in Dortmund gingen bei den Frauen zwei Medaillen nach Hessen. Den Titel über 1500 Meter von Gesa-Felicitas Krause kann man jedoch nur unter Vorbehalt mitzählen, trägt die Hindernisläuferin aus Dillenburg doch das Trikot des Rheinland-Vereins „Silvesterlauf Trier“. Als bei den 1500 Metern noch zwei Runden zu laufen waren, hing sich Krause in den Windschatten der an der Spitze laufenden Caterina Granz (LG Nord Berlin). Nach dem Einläuten der letzten 200 Meter ging die Hindernis-Europameisterin von Berlin In Führung, wehrte dort alle Attacken ab und holte sich in 4:12,84 Minuten ihren zweiten Hallen-Titel vor Granz (4:13,26 min.) und Katharina Trost (LG Stadtwerke München/4:13,48 min.).

„Bei Deutschen Meisterschaften wird eigentlich immer taktiert, so richtig schnell wird es eigentlich nie. Deshalb versuche ich, mir schon im Vorfeld Gedanken zu machen, wie es ausgehen könnte. Ich glaube, ich habe heute alles richtig gemacht. Das zeigt auch, dass das Rennen erst im Ziel vorbei ist. Ich bin froh, wie ich mir das heute zurechtgelegt habe. Die Zeit ist auch noch gut gewesen, daher bin ich sehr happy. Ich hatte mir bewusst vorgenommen, in der Hallensaison mehrere Distanzen zu laufen und viele Rennen zu absolvieren. Es waren sehr gute dabei, aber auch ein paar, die wehtaten und nicht ganz so gut ausgegangen sind. Im Großen und Ganzen bin ich sehr glücklich mit den Resultaten. Die 1.500 Meter mag ich schon sehr gerne. Ich habe das Privileg, dass ich beide Normen für die Hallen-EM [1.500 und 3.000 Meter] gelaufen bin und mir als Titelgewinnerin die Strecke aussuchen kann. Über welche Strecke ich in Torun starten werde, kann ich noch nicht genau sagen, das muss ich noch mit meinem Trainer besprechen. Die Hallen-EM in Torun ist eine Meisterschaft und ich liebe Meisterschaften! Da geht es auch immer um die Taktik und man muss schauen, dass man das Beste aus der gegebenen Situation macht. Gewinnen wird schwer, aber dahinter ist alles offen, von daher versuche ich, das Rennen bestmöglich zu lesen, zu gestalten und meine Chance vielleicht zu ergreifen und mindestens unter die Top 6 zu kommen. Nach der Hallen-EM geht es wieder ins Trainingslager, wahrscheinlich sogar für zwei Monate. Welche Wettkämpfe ich absolviere, weiß ich nicht, aber ich möchte mich auch in der Diamond League wieder anbieten und gute Leistungen zeigen“, so Krause in einer umfangreichen Analyse auf leichtathletik.de.

Im Weitsprung der Frauen konnte Maryse Luzolo (Königsteiner LV) ihren Medaillengewinn von Leipzig wiederholen. In Sachsen war es vor ziemlich genau einem Jahr die deutsche Vizemeisterschaft. Bis zum letzten Durchgang sah es für Maryse nach einer Wiederholung dieses Resultates aus. An der Spitze hakte Top-Favoritin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz/6,70 m) einen weiteren Titel ab. Dahinter lag Luzolo mit 6,51 Metern auf dem Silber-Rang und konnte eine sehr stabile Serie mit fünf Sprüngen zwischen 6,41 und 6,51 Metern vorweisen. Doch dann trat „Dauerrivalin“ Merle Homeier (LG Göttingen) zu ihrem letzten Versuch an, konterte die KLVlerin mit einem Satz auf 6,55 Metern noch aus und verdrängte sie auf den dritten Rang.

„Natürlich ist es durch Corona eine besondere Art von Wettkampf. Aber ich hatte voll Lust auf den Wettkampf und auch wenn nur wenige Menschen in der Halle waren, herrschte gute Stimmung. Im Training läuft es ziemlich gut. Ich habe ein tolles Team um mich herum, das mein [durch die schwere Verletzung von 2017 strapaziertes] Knie behandelt. Man merkt, meine Wettkampfroutine kommt immer mehr und es stabilisiert sich. Natürlich hätte ich mir bei meiner stabilen Serie einen Ausreißer nach oben gewünscht, das ist aber schon die ganze Hallensaison so, dass der Ausreißer fehlt. Umso mehr ärgere ich mich jetzt, dass ich den zweiten Platz verloren habe, aber es kommen ja noch ein paar Wettkämpfe und dann hoffe ich, dass die Zeit kommt, in der es mal richtig weit geht. Ich traue mir auf jeden Fall bessere Leistungen zu als die 6,51 Meter, die ich heute gezeigt habe“, so die Biologiestudentin in ihrem Fazit.

Mit von der Partie in der Helmut-Körnig-Halle war auch Julia Gerter (Eintracht Frankfurt), die nach ihrer schweren Verletzung wieder an die alte Form anknüpft. Mit der Saisonbestmarke von 6,39 Metern wurde die Springerin aus der Trainingsgruppe von Jürgen Sammert Vierte.

Was für ein Comeback auf der großen DM-Bühne. Nach rund zwei Jahren verletzungsbedingter Abstinenz bei großen Meisterschaften zeigte Nele Weßel (Königsteiner LV) ein beeindruckendes 800-Meter-Rennen bei den Titelkämpfen unter dem Hallendach. Mit ganz starken 2:05,87 Minuten wurde der Neuzugang beim KLV am Ende Vierte und sammelte auf der Zielgeraden noch die deutsche Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München) ein. Die große Nervosität war Weßel deutlich anzumerken. Das hinderte die 21-Jährige jedoch nicht, sich in einer ziemlich flotten Anfangsphase aus dem Konzept bringen zu lassen. „Vielleicht wäre am Ende sogar noch mehr drin gewesen, wenn ich etwas mutiger gelaufen wäre. Das war noch nicht perfekt, gibt mir aber trotzdem großes Selbstvertrauen“, bilanziert die Neu-Hessin ihren Auftritt. Im Freien scheinen ohne die engen Kurven bei Hallenrennen nun Zeiten im Bereich von 2:04 Minuten durchaus realistisch. „In diese Bereiche soll es auch gehen. Mein großes Ziel ist die U23 Europameisterschaft im norwegischen Bergen. Dafür sind 2:03,80 Minuten notwendig“, bestätigt der Schützling von Bundestrainer Georg Schmidt. Der hat seiner Athletin auch eine Woche frei gegeben, die Weßel zum Besuch bei ihren Eltern in der alten Heimat Berlin nutzt. Ein wenig gelaufen wird dort natürlich auch, jedoch lediglich zur Regeneration, ehe es dann nächste Woche wieder am Bundesstützpunkt in Frankfurt losgeht.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth